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Paarberatung Wiehl Nümbrecht Oberbergischer Kreis

Warum streiten wir ?

Ein Beispiel: Streit in der Beziehung

Es ist Freitag, 15.00 Uhr. Nach einer anstrengenden Woche sitzt Paul auf dem Rückweg von der Arbeit im Auto, dreht die Musik auf und freut sich aufs Wochenende. In seinem Kopf sieht er sich schon zusammen mit seiner Partnerin Nina im Liegestuhl auf der Terrasse liegen, ganz ohne Verpflichtungen und mit viel Zeit zum Entspannen. 

Zuhause wartet Nina auf Paul und begrüßt ihn erwartungsvoll: “Schön, dass du endlich da bist! Ich hab mir überlegt, wir könnten doch am Wochenende wieder mal Simon und Anke einladen. Ich hab Anke eben mal geschrieben, die hätten Lust vorbeizukommen.“

Pauls Stirn legt sich in Falten: „Du immer mit deinen Plänen. Ich hatte eine anstrengende Woche und will mich jetzt noch nicht festlegen.“

Enttäuscht platzt Nina raus: „Boah, wenn wir das jetzt hinausschieben, dann haben die hinterher was anderes vor und wir sitzen am Ende wieder allein da. Ich hatte mich so gefreut.“ Nina verschränkt die Arme.

„Ja, das wäre wirklich schrecklich“, erwidert Paul zynisch, „du und ich ganz alleine.“ 

Nina fehlen die Worte. Sie dreht sich um und knallt die Tür hinter sich zu. 

Was ist passiert?

Konflikte aus Sicht der Gewaltfreien Kommunikation (GfK)

Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, vertritt die Annahme, dass wir gemeinsame Grundbedürfnisse teilen, wie zum Beispiel Bewegung, Erholung oder Kontakt zu anderen. Das verbindet uns Menschen miteinander.

Ein Bedürfnis wie Erholung kann durch verschiedene Strategien gestillt werden, zum Beispiel „Sport treiben“ oder „ein Vollbad nehmen“. Diese Strategien können bei jedem Menschen unterschiedlich sein.

Ein Konflikt entsteht immer dann, wenn eines oder mehrere unserer Bedürfnisse nicht erfüllt sind – und wir jemand anderem die Schuld dafür geben. Wir reagieren dann meist mit heftigen Emotionen wie Ärger, Angst oder Trauer. 

Wie lässt sich das auf die Situation von Nina und Paul übertragen?

Bedürfnisse, Strategien, Gefühle

Als Paul von der Arbeit kommt, braucht er Erholung und Selbstbestimmung. Um diese Bedürfnisse zu stillen, wählt er die Strategien „Liegestuhl“ und „bloß keine festen Termine am Wochenende“.

Nina hat das Bedürfnis nach Kontakt zu anderen Menschen, außerdem wünscht sie sich Sicherheit für die Wochenendplanung. Dafür wählt sie die Strategie, sich mit Freunden zu verabreden. 

Halten wir fest: Nina und Paul haben zum Zeitpunkt ihres Konflikts voneinander abweichende Bedürfnisse und unterschiedliche Strategien, diese zu erfüllen. Ihre Erwartungen in den anderen werden von diesem aber enttäuscht, da er eigene Bedürfnisse hat, die ebenfalls nach Erfüllung verlangen. 

Die Enttäuschung darüber, nicht zu bekommen, was sie brauchen, löst in beiden Unzufriedenheit aus. Nina fühlt sich traurig und frustriert, Paul wiederum ist erschöpft und überlastet. Aus Gewohnheit machen beide ihren Partner für diese unangenehmen Gefühle verantwortlich.

Fazit

Darum streiten wir – Der Grund für Streit

So oder so ähnlich, es gibt unzählige Versionen der gleichen Geschichte, in der vermeintliche Kleinigkeiten zu Streit führen können. Wie auch immer unsere ganz persönliche Version der Nina-und-Paul-Geschichte aussehen mag: 

Der Grund für einen Streit ist immer unsere Angewohnheit, zu denken, der andere sei die Ursache für unsere Gefühle und habe für die Erfüllung unserer Bedürfnisse zu sorgen. Doch wenn wir ihn verantwortlich machen, fügen wir damit unseren Beziehungen großen Schaden zu. Mit der Zeit verlieren wir den Gesprächsfaden zueinander, das gegenseitige Wohlwollen nimmt ab und eine friedliche Kommunikation wird immer schwieriger.

Wenn Tiefe und Qualität unserer Beziehung derart leiden, erwächst aus anfänglicher Unzufriedenheit  im schlimmsten Fall die Überzeugung, dass nur eine Trennung von diesem Menschen unseren Seelenfrieden zurückbringen kann. – Doch stimmt das überhaupt? Und, ist es möglich, empathisch auf andere Menschen einzugehen und gleichzeitig für unsere eigenen Anliegen einzustehen?

Lies im nächsten Blog-Beitrag, wie Nina und Paul die Situation mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation friedlich lösen und ihre Bedürfnisse hätten erfüllen können.

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